Wer hätte das gedacht: Ausgerechnet in der Schweiz residiert mit On eine Laufschuhschmiede, der das Kunststück gelingt, innovative und technisch hochklassige Schuhe auf den Markt zu bringen, die auch noch extrem cool aussehen. Ich habe den jüngsten Hit der findigen Schweizer, den Cloudflyer, mit auf die Strecke genommen und geprüft, ob das in Aussicht gestellte Gefühl, wie auf Wolken zu laufen, auch wirklich eintritt.
Warum wir uns angewöhnt haben, Luft meist in negativer Konnotation zu verwenden, ist mir ein Rätsel. Blender sind „Luftpumpen“, produzieren nur „heiße Luft“, sind „Luftnummern“. Also: Nichts wert, inhaltslos, leer. Dabei ist gerade diese vermeintliche Leere, diese Leichtigkeit die Stärke von Luft. Nicht umsonst zum Beispiel werden Waren, die per Post verschickt werden, mit Luftkissen vor Beschädigung geschützt. Und genau aus dieser Stärke der Luft hat On einen Nutzen für seine Produkte gezogen. Neuerlicher Beweis: Der Cloudflyer, das jüngste Mitglied der noch jungen und frischen Laufschuhreihe des Schweizer Labels.
Ausgeklügelter Luftikus
Schon die Vorgänger des Cloudflyer hatten mit ihren speziellen, luftgepolsterten Profilen – den Cloud-Elementen an der Außensohle – für einige Überraschung auf dem Laufschuhmarkt gesorgt. „Laufen wie auf Wolken“ ist folgerichtig auch das Motto der Schweizer, die mit dieser, CloudTec genannten Dämpfungstechnologie, eine besonders weiche Landung bei gleichzeitig sehr effizienter Abstoß-Dynamik erreichen wollen. Das Prinzip ist ganz einfach: Bei der Landung fangen die Clouds, also die speziellen Luftpolster an der Außensohle, den Aufprall ab, werden zusammengepresst, und bieten so im Idealfall genau im Moment ihrer größtmöglichen Kontraktion die benötigte Härte für den auf die Landung folgenden, nötigen Abstoß vom Untergrund. Soweit, so eingängig.
Der Ende 2015 erschienene Cloudflyer basiert auf dem selben Prinzip wie seine vielbeachteten Vorgänger: Auch er ist mit zwölf Clouds an der Außensohle ausgestattet, die dem Träger und der Trägerin bestmögliche Dämpfung, Stabilität und höchsten Komfort bieten, gleichzeitig aber so reaktionsfreudig sind, um eine flüssige und runde Laufbewegung zu ermöglichen. Im Gegensatz zum Schuhbruder Cloud, ist die Sohle des Cloudflyer jedoch etwas breiter und damit etwas mehr Halt. Besonderer Clou der Cloud-Technologie: Durch den Einsatz – und das klingt dann doch ein wenig nach Science Fiction – des so genannten Zero-Gravity-Schaums, bringt der Cloudflyer trotz sehr robuster Struktur ein sehr geringes Gewicht auf die Waage. Mein, allerdings mit US-Größe 13 doch ziemlich großes Modell, wiegt gerade mal 335 Gramm.
Leicht, stabil und wackelfrei
Doch grau ist alle Theorie – wie verhält sich der Cloudflyer in der Praxis. Als ich mich erstmalig mit ihm auf die Strecke begebe, habe ich noch leichte Zweifel mit im Gepäck. Noch vor kurzem hatte ich mir geschworen, weniger oft die Laufschuhe durchzutauschen, weil ich dahinter einen Mitgrund für meine plötzlichen Rückenbeschwerden vermutet hatte. Und dann gleich voll auf die Clouds-Strategie setzen? Eieiei!
Nichtsdestotrotz machte ich mich todesmutig mit dem Cloudflyer auf den Weg – und gerade wegen der Rückenproblematik höre ich diesmal noch tiefer in mich hinein, als sonst. Schmerzen stellen sich keine ein, dafür schnell die Gewissheit, dass der Cloudflyer in der Tat sehr leicht ist, obwohl er den Fuß stabil und ziemlich wackelfrei in der Spur hält. Zugegeben: Die lustigen Luftpolster an der Sohle ließen vor dem Start Sprungfeder-Fantasien aufkommen und ich sah mich schon wie im Cartoon wie ein Känguru über die Strecke hüpfen. Weit gefehlt! Die Clouds werden, wie in der Theorie, beim Aufprall komprimiert, fangen die Aufprall gut ab, und liefern dem Läufer sogleich eine sehr gute Festigkeit, um sich wiederum vom Boden abzustoßen.
Blitzsaubere Premiere
Eine ziemlich runde Sache ist das beim ersten Versuch und ich kehre nach 15 Kilometern vom Cloudflyer-Ersteinsatz weder mit Schmerzen, noch sonderlich erschöpft zurück. Eine blitzsaubere Premiere!
Beim zweiten Versuch baue ich bewusst ein paar Laufsegmente abseits des Asphalts ein, um die bekannte Schwäche des Clouds-Konzepts zu testen: Steine, die sich ab einer bestimmten Größe in dem relativ breiten Steg zwischen den Clouds verfangen und das Laufgefühl beeinträchtigen. Und siehe da: Auch der Cloudflyer ist nicht gefeit gegen die kleinen Laufhemmer aus dem Rough. Zwar verklemmen sich nicht ständig Steine in der Sohle, doch wenn es einmal passiert, hilft nur Stehenbleiben und aus der Sohle popeln. Als sich nach ein paar Kilometern ein ordentlicher Stein in meinem Cloudflyer festbeißt, muss auch ich stoppen und das harte Teil herausfummeln, da weiterlaufen mitsamt eingesammelten Treibgut einfach keinen Spaß macht.
Steiniger Weg
Vor allem für den urbanen Bereich ist der Cloudflyer jedoch ein wirklich ausgezeichneter Schuh, der hinsichtlich Dämpfung und Stabilität hält, was er verspricht. Lange Strecken und ausführliche Läufe sind genau sein Metier, hier spielt der Schuh seine Power voll aus. Eine andere Stärke des On-Schuhs: Wie alle seine Vorgänger hat er auch aus modischer Perspektive so einiges zu bieten und kann somit ohne weiteres auch im Alltagsleben eingesetzt werden.
- Hersteller: On
- Modell: Cloudflyer
- Schuhart: Stabilitätsschuh
- Sprengung: 7 Millimeter
- Größen: US 7-14/EUR 40-49 (Herren), US 6-11/EUR 37-43 (Damen)
- Gewicht: 280 Gramm (Herren, US 8,5)
- Farben: Water/Flame, Iron/Sky (Herren), Maui/Lemon, Purple/Rose (Damen)
- Preis: 169,95 Euro (UVP)
- Hersteller-Website: http://www.on-running.com/de-de/
Fotos: Hersteller, Alex Rudolph